Die vernachlässigte Industrie für nachhaltige Lebensmittel ist bereit für Wachstum
Schätzungsweise 350 Milliarden US-Dollar müssen jährlich investiert werden, wenn die Weltgesellschaft bis 2030 zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem übergehen soll. Das ist eine riesige Summe. Sie hat das Potenzial, das Wachstum einer Vielzahl innovativer Unternehmen anzukurbeln, die in jeder einzelnen Phase der Lebensmittelversorgungskette tätig sind.
Warum also wurde das Thema nachhaltige Lebensmittel bei den Gesprächen über grüne Investitionen weitgehend ausgeklammert, obwohl der Bedarf an nachhaltigem Kapitalzufluss für diesem Sektor enorm ist?
Der Grund ist ein einfacher: Die Finanzierung dieses lebenswichtigen Systems ist seit Jahren völlig unzureichend. Man geht davon aus, dass der bisher in diesen Bereich geflossene Betrag etwa 22-mal geringer ist als derjenige für nachhaltige Energie und Verkehr. Dies ist umso schockierender, wenn man bedenkt, dass das globale Ernährungssystem für mehr als ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
Anstoß zum Wandel
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich an diesem Missstand etwas ändern wird und sich hervorragende Gelegenheit für kluge Investoren bieten. Bereits jetzt existieren zahlreiche Richtlinien zur Förderung der Nachhaltigkeit in verschiedenen Phasen der Lebensmittelversorgungskette, da das Bewusstsein für die damit verbundenen Umweltprobleme wächst. Beispiele dafür sind unter anderem:
- Das Verbot jeglicher Fleischwerbung auf öffentlichen Plätzen in der niederländischen Stadt Haarlem,
- der aktualisierte Klimaplan der Regierung Kanadas, der nun ein Ziel für die Verringerung der Emissionen aus dem Einsatz von Düngemitteln enthält,
- die Zusage der Europäischen Kommission, den Einsatz giftiger Pestizide in der europäischen Landwirtschaft bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.
Damit wird der Weg für eine umfassendere Gesetzgebung geebnet, die auf grundlegende Verbesserung entlang der gesamten Lieferkette abzielt, so wie es der Inflation Reduction Act der USA in anderen grünen Seltprem (wie saubere Energie und Elektrofahrzeuge) getan hat. Und angesichts des Umfangs des Kapitals, das für eine echte Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems erforderlich ist, wird die Flutwelle des Kapitals, die in Aktien fließt, die den Wandel wirklich vorantreiben können, enorm sein.
Wie immer können diejenigen Anleger die größten Renditen erzielen, die den Trend in seinem Anfangsstadium – also jetzt – aufgreifen. Vor diesem Hintergrund stellen wir hier drei Bereiche vor, die derzeit die Speerspitze der nachhaltigen Transformation des globalen Lebensmittelsystems bilden:
Präzisionslandwirtschaft
Die Branche der Präzisionslandwirtschaft (Precision Farming) hat einen klaren Daseinszweck: Sie befasst sich mit der Tatsache, dass Menschen Pflanzen heute im Prinzip auf genau dieselbe Weise anbauen wie die Bauern vor 5.000 Jahren.
Im Mittelpunkt der Präzisionslandwirtschaft steht für die Änderung dieses Umstandes der Einsatz digitaler Werkzeuge, um Landwirtschaft zu modernisieren, ihre Effizienz zu steigern und ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie viel Wasser und Dünger (und Pflanzenschutzmittel) benötigt werden, um den Ertrag zu steigern, die Verschwendung zu verringern und die Bodenverschlechterung zu verhindern.
Ein führendes Unternehmen in diesem Sektor ist John Deere, das in großem Umfang in die Robotik und Automatisierung seiner Traktoren investiert und den Landwirten, die es beliefert, bessere digitale Werkzeuge zur Verfügung stellt, mit denen sie ihre Ernten und Felder überwachen und ihre Traktoren sogar aus der Ferne bedienen können.
Nachhaltige Verpackungen
Verpackungen und Verpackungsabfälle haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und tragen zur Erschöpfung nicht regenerierbarer neuer Materialien bei. In Europa wurden beispielsweise im Jahr 2020 etwa 177 kg Verpackungsabfälle erzeugt – pro Person.
Die Europäische Kommission arbeitet daran, dieses Problem in den Griff zu bekommen, indem sie nachhaltige Produkte zur Norm macht und Vorschläge unterbreitet, um alle Verpackungen auf dem EU-Markt recycelbar zu machen.
Das Schweizer Unternehmen SIG Combibloc ist in diesem Bereich weltweit führend. Seine nachhaltigen, kreislauffähigen und leicht wiederverwertbaren Verpackungen tragen bereits jetzt zur soliden Bilanz des Unternehmens und seinem mit einem angestrebten Umsatzwachstum von 20-22 Prozent im Geschäftsjahr 2023 bei.
Pflanzenbasierte Ernährung
Würden alle Kühe der Welt allein ein Land bewohnen, wäre dieses Land hinter den USA und China der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, Alternativen zu der Art und Weise zu finden, wie wir derzeit Fleisch und Milchprodukte produzieren. Und es ist auch der Grund, warum der Markt für pflanzliche Lebensmittel weiterhin so schnell wächst – im letzten Jahr sogar schneller als der gesamte Lebensmittelsektor, und von diesem Wachstum eine stete Beschleunigung erwartet wird.
Die Unternehmen in diesem Bereich lernen aus ihren Fehlern der Vergangenheit und gewinnen Marktanteile durch Maßnahmen wie die Vermarktung der gesundheitlichen Vorteile, die Einschränkung der Kennzeichnung von veganen Produkten und die Kennzeichnung von Proteinquellen. Nirgendwo lässt sich dies deutlicher erkennen als bei Oatly, einer weltweit führenden Marke für alternative Milchprodukte.
Die Bewältigung historischer Herausforderungen wie die Expansion in den USA und der Bau neuer Fabriken hat die Rentabilität des Unternehmens unter Druck gesetzt. Die Bewertungen sehen jedoch jetzt attraktiver aus, und ihre Produkte sind nach wie vor bei den Verbrauchern beliebt.
Wann sollen Investoren einsteigen?
Unserer Ansicht nach ist der Zeitpunkt für Investitionen in die Umstellung auf nachhaltige Lebensmittel gekommen. Nicht nur, weil der Wandel bereits in die Gänge gekommen ist, auch das Ausmaß des Kapitals, das durch die Etablierung der nachhaltigen Lebensmittelindustrie freigesetzt werden kann, ist enorm.
Der Schlüssel zu hohen Renditen in diesem Megatrend könnte darin liegen, dieses Kapital durch Qualitätsaktien zu erschließen, die Innovation mit soliden Bilanzen und wiederkehrenden Einnahmen verbinden.
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